Dezember 2024
Wenige der jungen Generation dürften ihn kennen, und die 1970er und 1980er Jahrgänge haben ihn vermutlich in eher schlechter Erinnerung, den dennoch legendären ZX81, Nachfolger des wenig verbreiteten ZX80. Es handelt sich bei diesem Heimcomputer um das wohl minimalistischste Gerät, das allerdings auch mit Abstand das günstigste gewesen sein dürfte. Ausgestattet mit der wohlbekannten Z80 CPU, hatte der kleine Rechner mit ca. 20x20x3cm Volumen Mangel an ziemlich allen anderen Teilen, die man sonst in Heimcomputern fand.
Er verfügt über eine winzige Folientastatur, 1KB RAM (ja, 1024 Zeichen, kaum einer Buchseite Text entsprechend), einen improvisierten (wenngleich genialen) schwarz-weiss Bildgenerator zum Anschluss an einen s/w Antennenfernseher (ideal mit manuellem Empfänger, digitale Empfänger ignorieren das verrauschte Bildsignal gerne), und Anschlüsse für einen Kassettenrecorder (als Massenspeicher).
Der ZX81 ist ein Zwischending mit Merkmalen eines Heim- und Experimentalcomputers, ideal für Bastelprojekte aufgrund des günstigen Preises von ca. 100 DM in den 1980ern. Er hat ein interessantes BASIC an Bord: Die Tasten sind mit ganzen Befehlen versehen, die aufgedruckt sind. Je nachdem, was der Cursor am Bildschirm gerade annehmen kann (Kommando oder einfaches Zeichen), ändert sich ein weisser Buchstabe im schwarzen Cursor. Erwartet der Computer einen Befehl und drückt man L/LOAD, erscheint der LOAD Befehl. Anschließend ändert der Cursor auf Zeichen und man kann z.B. "" (2 doppelte Anführungszeichen) schreiben. Am Bildschirm steht also nach 3 Tastenanschlägen LOAD "", der Befehl zum Laden des nächstmöglichen Programms aus dem Tonspeicher. Diese Art des Programmierens geht schnell von der Hand und fast ohne Syntaxfehler, da sich kontextabhängig die Cursorfunktion ändert.
Das Laden war aufgrund einer hohen Rauschempfindlichkeit des ZX81 schon im Originalzustand beschwerlich. Insbesondere brauchte man einen geeigneten Kassettenrekorder mit hohem (ca. 5V) Pegel. Zu hoch oder zu niedrig versteht der ZX81 nicht. Für Demonstrationen im Museum ist ein Tonband praktisch nicht zu gebrauchen, wenn man tatsächlich Software in Aktion zeigen möchte. Abhilfe schaffte bereits am Gymnasium Bäumlihof im Museum ein "discman", d.h. portabler CD-Spieler mit einer Audio-CD, die hochqualitativ simuliert die Audiosignale der Software für den ZX81 enthält. Der Inhalt kann stets in idealer Form dem ZX81 vorgespielt werden.
Leider gehen auch "discmen" (pl. von "discman") einmal kaputt. So war seit dem Umzug nach Pratteln ein 3.5" Einbau-CD-ROM-Laufwerk in einem SCSI Gehäuse (wegen des Netzteils) im Einsatz. 2024 stellten wir mit Schrecken fest, dass es kaum CD-Laufwerke gibt, die mit dem ZX81 harmonieren. Ein weiterer orangener "discman" von Grundig stotterte (Bild unten) auch vor sich hin beim Fokussieren des Lasers, trotz neuer Getriebeschmierung und Linsenreinigung.
Am 6.12.2024 - endlich - gelang die Reparatur eines DVD-CD Players der "Marke Tevion" - seinerzeit (ca. 2008) Aldi-Elektronik - den unser ZX81 perfekt "versteht". Ich fand ihn unserem Lager. So ist es nun möglich, viel Originalsoftware auf Audio-CDs zu bringen und per Tracknummer dem ZX81 vorzuspielen. Die Programme werden sodann ins RAM geladen und können gestartet werden.
Nach CD-Reparatur beim Test:
Philips s/w Fernseher, darunter der CD-Spieler, davor wahlweise ZX81 (rechts) oder ZX80 (links) verwendbar.
Auf dem Bildschirm ist "Kaleidoskop" zu sehen.
Auch der CD-Player mit orangenen, partiell verblassten Fluoreszenzröhren-Display hat dabei schon etwas Nostalgisches. Das ganze sieht richtig gut aus, ohne dass das neuere Gerät störend in Erscheinung tritt.
Auf dem Monitor läuft gerade das Programm "Kaleidoskop".
Das fertige System in Aktion mit dem Spiel "Bomber"
Hier noch ein Video zu diesem Spiel Bomber
Im Vordergrund unten der gedruckte Einband einer "10 Games" Kassette, unten etwas grösser gezeigt.
(Quelle: https://stevetrower.co.uk/wp-content/uploads/2016/06/10Games.Cover_.jpg)
Ebenfalls unten ein Teil des Programmlistings von Bomber und das resultierende Audio-Signal grafisch dargestellt von tapeutils.jar.
Unser Dank geht an die Autoren von ZX81 Tape Utilities, die wir verwenden, um Programme auf Audio-CDs brennen.
https://www.zx81stuff.org.uk/zx81/tapeutils/overview.html
Februar 2025
Seit der ZX81 mit dem DVD Player wieder vorzeigbar ist, sind einige Tage der offenen Tür vergangen, an denen unsere Gäste ihn in Funktion bewundern konnten. Leider bleibt die Bedienung im Originalbetrieb mit dem Laden von Software von Tonträgern noch immer umständlich, so dass er praktisch nicht durch die Besucher allein bedient werden kann, ausser durch jene wenigen, die seinerzeit mit einem ZX81 gearbeitet hatten.
So muss nunmehr ein Spagat gemacht werden zwischen Bedienbarkeit/Vorführbarkeit und historischer Originalität. Das verwendete Modul reiht sich ein in die zahlreichen Bastel-Erweiterungen des ZX81, wenngleich es mehr Rechenleistung und Speicherkapazität mitbringt, als im ZX81 vorhanden ist. Eine Modifikation des Original-Rechners ist glücklicherweise zum Betrieb nicht erforderlich.
Diese Gratwanderung zwischen Nutzbarkeit und Einbringung neuer Technologie zu demonstrieren ist typisch für unser Museum und damit haben wir uns schon an anderer Stelle auseinandergesetzt. Hier also Laden mit Ton via Audio CD-Player - nicht besucherfreundlich, aber halbwegs 'original' oder Laden mit der SD Card Cartridge (von Sven eingerichtet) - nicht sehr original, aber dafür sehr stabil und besucherfreundlich.
Es ist schon eine durchaus philosophische Auseinandersetzung, Purismus contra Toleranz, Originaltreue bezüglich Hardware contra Eindrücklichkeit der Software-Darstellung, also - wie oben schon gesagt - ein immerwährender Spagat. Wir haben uns oft für das letztere entschieden, wobei nach wie vor die Demonstration per Tonsignal erhalten bleibt. Und ein Blick in unser Gästebuch, besonders bei den Einträgen von Kindern, sagt doch deutlich: Am eindrücklichsten wird immer empfunden, dass die Geräte in unserem Museum laufen und berührt/bedient und werden dürfen. So sind wir ein wenig stolz, einen guten Mittelweg gefunden zu haben.
Videos folgen.