Einweg-E-Zigaretten
In der EU wird zur Zeit diskutiert, ob Einweg-E-Zigaretten verboten werden sollen. Die Argumente gehen in die Richtung, dass zwar es beim Konsum dieser Zigaretten nicht zu einer Inhalation von schädlichem Rauch kommt, dass aber dafür schädliche Gase eingeatmet werden.
Wir möchten uns aber hier mit einem anderen Problem in diesem Zusammenhang auseinandersetzen, nämlich der Vergeudung von wertvollen Ressourcen durch das Verwenden von Einweg-, besser gesagt Wegwerf-E-Zigaretten.
Wir haben in unserem Museum solche "Geräte" auseinandergenommen und festgestellt, dass nach dem Gebrauch – eine Nachfüllung ist nicht möglich – eine Reihe von Bauteilen (fast immer) weggeworfen werden.
eine Hülse aus Titan (nötig aus Sicherheitsgründen?)
ein leistungsstarker Li-Akku (muss genügend Strom für die Heizung liefern, wird nie nachgeladen)
ein Miniatur-Computer mit integriertem Sensor zur Messung des Luftstroms
Der Computer steuert den Luftstrom, die Heizung, sowie eine Leuchtdiode und schützt den Akku vor Tiefentladung. Er muss ferner als Kindersicherung eine Art Code verarbeiten, denn nur nach zweimaligem Ansaugen in einem definierten Zeitintervall fliesst durch den Heizdraht Strom (im Rahmen der ersten Nutzung nach Montage). Er erfüllt zudem Kontrollaufgaben bei der Montage durch Ausgabe eines Blink-Codes, wenn korrekt verdrahtet.
Das erste/linke Bild zeigt die gesamte
demontierte E-Zigarette,
das zweite/rechte eine Vergrösserung
mit den Computer in der Mitte (kleine Scheibe mit Löchern und den rot/schwarz/blauen Leitungen).
Von oben nach unten:
Mundstück aus Plastik (schwarz)
Filter (weiss)
Titanröhre (rot)
Plastikzylinder für die Verdampfungs-Flüssigkeit (weiss)
Heizung (weiss)
Akku (schwarz-silbern-rot)
Computer (runde Scheibe mit Löchern)
Einlassöffnung aus Plastik (schwarz halbtransparent)
Eine E-Zigarette ermöglicht 200 bis 400 Züge, das entspricht 20 bis 40 Zigaretten. Ein durchschnittlicher Raucher benötigt ungefähr 70 bis 140 Zigaretten, also 2 bis 7 E-Zigaretten pro Woche. In einem Jahr summiert sich das auf 100 bis 350 Stück. Die Kapazität der von uns in den ausgebauten Akkus beträgt 0,55 bis 1,3 Ah. Ein Raucher/Vaper wirft also im Prinzip 1 bis 3 Autobatterien pro Jahr fort, und das nach einmaligem Gebrauch!!! Das entspricht ebenso einem Haus-Strom-Solar-Akku nach ca. 1 1/4 Jahr oder der Fahrbatterie eines plugin Hybrid SUV zu je ca. 12 kWh Kapazität. Zwei E-Zigaretten-Akkus entsprechen etwa einem iPhone-Akku.
Umnutzung von E-Zigaretten im CMbB:
Wir haben solche E-Zigaretten per Zufall gefunden und, eigentlich mehr aus Neugier, sie in ihre Bestandteile zerlegt. Und so entdeckten wir für die Akkus mehrere interessante Verwendungszwecke. Einerseits kann man damit wunderbar Kinderspielzeug, u.a. Autos, Flugdrohnen usw. ausstatten. PDAs, Smartphone-Vorläufer und andere tragbare Rechner profitieren aktuell bei uns von den neuen Stromquellen. Auch in Laptop-Batteriepacks lassen sich die Zellen exzellent einsetzen und auch für Taschenlampen zur Nachtbeleuchtung kann man sie gut verwenden. So wird zumindest ein Teil dieser Batterien tatsächlich als Akku genutzt.
Akkupack eines historischen Laptops. Die Lithium-Polymer-Zellen sind unbrauchbar geworden. Sie werden vorsichtig entnommen unter Schonung der Ladeelektronik (vorn im Bild). Das Öffnen der Akkupacks benötigt Werkzeug und Fingerspitzengefühl.
Anschliessend werden vorgeladene Zellen aus E-Zigaretten, wenngleich mit etwas geringerer Kapazität, an die Stelle der entfernten Akkus gesetzt. Sie werden dabei in gleichen Parallel- und Serienschaltungen wie im Original zusammengeschlossen. Nach Spannungs-Test werden sie amit der Ladeelektronik des Akkupacks verbunden.
Hier ein weites Beispiel: Oben die hellgrünen unbrauchbaren Original-Zellen, unten der Ersatz durch E-Zigaretten-Akkus.
Der Laderegler erkennt die Zellen und lädt sie korrekt auf (hier ein HP Laptop mit Windows XP). Die Zellen ermöglichen den Betrieb von Laptops, die ohne funktionierende Batterie nicht starten. Durch das Trennen von der Spannung wird typischerweise der Laderegler in den Werkszustand versetzt. Anschliessend "gewöhnt" er sich an die neuen Zellen, obwohl diese eine geringere Kapazität als das Original haben.
Fazit:
Der Computer (oder genauer gesagt ASIC) in der E-Zigarette ist nicht nur der kleinste, sondern wohl auch der in vielerlei Hinsicht sinnloseste Rechner in unserer Sammlung. Er ist - in unseren Augen - ein Armutszeugnis für die Menschheit. Erst vergiften wir uns selbst (Gesundheitlich unbedenklich sind die E-Zigaretten nicht!), verschwenden knappe Ressourcen, und verschmutzen abschliessend damit noch die Umwelt.
Den Versuchsaufbau kann man selbstverständlich ohne zu 'vapen' in Funktion besichtigen. Er befindet sich am Eckpfeiler der Handheld-Sammlung. Hierzu ist kräftig gegen den kleinen Computer zu pusten. Bei ausreichendem Luftstrom leuchtet die LED auf, und es knistert ein wenig im Bereich des Heizelements.