Unser Braille Drucker ist Epson kompatibel und kann daher an einen IBM PC (hier als von uns so genannte "Schlepptop") angeschlossen werden
Auf dem PC darf man man einen Text eingeben und mit dem Befehl lprint wird dieser in Blindenschrift gedruckt.
Und so sieht unser Braille Drucker aus. Statt Typen werden abgerundete Nadeln mit 1 mm Durchmesser von unten in spezielles Papier geschlagen. Es entstehen dann auf der Oberseite kalottenfömige Ausbuchtungen, die eine geübte Person ertasten kann.
Hier nun das Druckergebnis. Um Papier zu sparen wird mit dem von Hans Peter konstruierten Schneidegeräte (oben im Bild) ein schmaler Streifen abgetrennt.
Mehr zum Prinzip der Blindenschrift unter diesen Link bei Wikipedia. Die Brailleschrift ist die älteste Blindenschrift. Sie wurde genau vor 200 Jahren in Frankreich von Louis Braille entwickelt, der selber blind
war.im Jahr 1825
Wenn man den Streifen auf dem letzten Bild genau anschaut, dann erkennt man nach dem 8ten Zeichen eine Lücke von einigen Zeichen. Es sind genau vier die fehlen. Da war es bislang immer ein wenig peinlich, wenn wir unsere Besucher bitten mussten, nur den Vornamen einzugeben, um die Lücke zu vermeiden.
Wir wussten zwar, dass ein paar Nadeln beim Druckvorgang an diesen Positionen nicht angeschlagen wurden, aber nicht warum. Deshalb haben wir uns mit dem Druckvorgang näher auseinandergesetzt und Christoph hat dann gestern (22.8.25) kurzentschlossen den Drucker auseinandergenommen.
Die Braille Zeichen bestehen, wie man auch am Ausdruck oben sieht, aus kleinen kalottenförmigen Papiererhöhungen, die ein Raster von 2 mal 3 Punkten bilden. Jedes Zeichen wird, anders als beim Nadeldrucker nicht als Ganzes (für ein Zeichen schlagen mehrere Nadeln gleichzeitig an), sondern gewissermassen einzeln in 3 "Schichten" nacheinander gedruckt, also erst die beiden Punkte oben, dann die in der Mitte und schliesslich die unten.
Es gibt insgesamt 11 Magnete, die auf einem Schlitten montiert sind. Von diesen werden aber anscheinend nur 10 verwendet, denn es werden genau 40 Zeichen pro Druckzeile gedruckt. Jeder dieser Magnete ist für 4 Braille Zeichen mit je zwei Punkten zuständig. Der Schlitten bewegt sich dabei so, dass zunächst die obersten beiden Punkte des jeweiligen Zeichens nacheinander angeschlagen oder ausgelassen werden (also Punkt oder Leerplatz). Dies geschieht bei allen 10 Magneten gleichzeitig, wobei sich der Schlitten dazwischen um 2.5 mm seitwärts bewegt. Akustisch bedeutet das jeweils Doppelschläge aller Magnete gleichzeitig. Danach fährt der Schlitten zum nächsten Braille Zeichen weiter (3.5 mm), bis die 4 Positionen abgearbeitet sind.
Ist die erste Schicht/Reihe gedruckt, wird das Papier um 2.5 mm vorwärts geschoben. Dann fährt der Schlitten zurück und druckt dabei die zweite Schicht der Zeichen, danach wieder vorwärts für die dritte. Dann erst sind alle Braille Zeichen vollständig und eine Textzeile ist fertig.
Wenn also ein Magnet ausfällt, werden nur die Zeichen der intakten Magnete gedruckt und an den 4 Positionen des defekten Magneten fehlen sie dann. Dieser Magnet war nun leicht zu finden. Auf dem Ausdruck oben sieht man nach den ersten 8 Zeichen 4 Leerstellen, also ist Magnet Nr.3 der Übeltäter. Und tatsächlich, am dritten Magneten fand sich ein abgerissenes Kabel. Obwohl dieses nur noch 2 mm lang war konnte Christoph es anlöten, Kompliment.
Im folgenden Film sieht man die drei Schlittenbewegungen, die für eine Braille Zeile nötig sind. Man hört das Hämmern der Magnete in Aktion und sieht, wie der Schlitten vor, zurück und wieder vor fährt.
Im folgenden Schaubild haben wir versucht, den Druckvorgang graphisch darzustellen. Die 10 Magnete sind in verschiedenen Farben dargestellt.
Zu dieser Darstellung haben wir noch einen Film des offenen Druckers in Zeitlupe (deshalb das Flimmern) aufgenommen. Man muss sehr genau hinschauen, um die Nadeln zu sehen, die aus den Löchern des Metallschlittens nach oben schliessen. (Man achte auf die Lichtreflexe.)
Hingegen hört man deutlich die vier Doppelschläge für die oberste Reihe der Braille Zeichen (im Schema oben schwarz und rot), dann wird das Papier vorgeschoben und der Wagen kehrt seine Richtung für die mittlere (wieder die vier Doppelschläge) und schliesslich für die untere Zeile der Zeichen.
Der Text "Willkommen im Computer Museum beider Basel" passt nicht auf eine Zeile, das Papier wird vorgeschoben und vier restlichen Zeichen werden auf der nächsten Zeile angeschlagen.
In einem weiteren Video sieht man denselben Druckvorgang mit montierter Gegenplatte auf dem Schlitten, die sich mit diesem bewegt. Dieses wurde ohne Zeitverzögerung aufgenommen, so dass die vier nacheinander gedruckten Zeichen zeitlich kaum zu unterscheiden sind.
Die ausgiebige Beschäftigung mit dem Braille Drucker war nötig, weil wir unseren Besuchern gern ihren Namen in Brailleschrift ausdrucken und mitgeben. Sie liess aber uns eine Weile zweifeln, ob das Druckergebnis korrekt ist. Als wir für eine Übersetzungstabelle alle Zahlen und Buchstaben auf dem Papier ausdruckten und anschauten, da fiel uns auf, dass bei fast allen Zeichen unten rechts jeweils ein zusätzliche Punkt zu sehen war, was wir uns anfangs nicht erklären konnten.
Man muss dazu wissen, dass die Zeichen 1 bis 9 und a bis j jeweils identisch sind, also 1 sieht aus wie a, 2 wie b usw. Um Ziffern zu unterscheiden setzt man normalerweise ein Vorzeichen vor jeden der betreffenden Buchstaben, um ihn als Ziffer zu deklarieren.
Bei uns sah das aber so aus:
Die Buchstaben a bis j und 1 bis 9 stimmen jeweils - bis auf den Punkt unten rechts - überein. (Die Null ist ein spezielles Zeichen.)
Die Erklärung dazu ist wie folgt: Mit dem Aufkommen des Computers hat man eine alternative Vereinbarung getroffen, die sich Computer Braille nennt. Bei dieser wird jeweils der erwähnte zusätzliche Punkt unten rechts gesetzt. Das ist gut möglich, weil gerade a bis j die untere Reihe der Punkte nicht verwenden.
Später wurden bei moderneren Computern die 6 Punkte durch zwei zusätzliche (unter den sechs) ergänzt, sog. die 8-Punkt Brailleschrift. Unser Drucker stammt - wie inzwischen herausgefunden haben - aus den späten 80ger Jahren, als dieses Prinzip noch nicht eingeführt worden war.
Hier die Typenschilder.
Unser Gerät ist also ein Telesensory Systems Braille Printer BP1C. Die Firma Telesensory war ein Pionier bei
Hilfsmitteln für Sehbehinderte und stellte neben Braille-Druckern auch
Vorlesegeräte und andere Assistenztechnologien her.
Wie oben schon gesagt werden demnaqch die Ziffern und die kleinen Buchstaben korrekt ausgedruckt. Schwierigkeiten machen die Grossbuchstaben, welche sich von den kleine Buchstaben nicht unterscheiden, wenn wir sie mittel IBM PC Programm oder im IBM Basica über den lprint Befehl ausdrucken lassen.
Hier sollte es dann ähnlich wie bei den Ziffern in Normal-Braille sein: es wird jedes Mal ein Vorzeichen gesetzt. Dafür ist aber eine erweiterte Software nötig, die wir gerade vorbereiten.