IBM Modell 031
IBM Modell 031 - unser neuer Lochkartenstanzer
In einer aufwändigem, doch nicht ganz so spektakulären Aktion wie im Juli 23 der Transport der IBM Grossgeräte vom Lochkartenmuseum in Kleinbasel ins CMbB in Pratteln, wurde vor zwei Monaten unser neuer Lochkartenstanzer, ein IBM Modell 031 Alphabetical Duplicating Punch von Luzern nach Basel transportiert und im Obergeschoss bei uns aufgestellt. Unser Dank gilt den Herren Erb und Jung vom Radiomuseum Luzern für die Überlassung des Geräts und ihrer Hilfe in diesem Zusammenhang.
Wieder einmal hat Alex sich ziemlich engagiert gezeigt, diese Maschine zum Laufen zu bringen und es ist ihm inzwischen gelungen.
Das ist insofern beachtenswert, da es einerseits anscheinend nur noch drei dieser Geräte weltweit gibt (von mehr ist uns nichts bekannt), anderseits es eine gewaltige Erleichterung ist, neue Programme für unsere Anlage zu erstellen. Mit der bisherigen Ausrüstung müssten wir jedes neue Programm in die Lochkartensprache übersetzen, das heisst Lochkarte für Lochkarte und Spalte für Spalte einzeln von Hand stanzen; und das fehlerfrei, denn eine Korrekturmöglich wie auf dem PC gibt es nicht. Wir haben zwar mehrere Schränke voller Lochkarten mit Programmen und Datensätzen. Aber schon dort kann sich ein Fehler einschleichen, der nur sehr aufwendig zu korrigieren ist. Zudem würden wir auch gern Programme erzeugen, welche wir einfach nicht haben. Kopieren von andern Lochkartenstapeln wäre zwar möglich, aber dazu müsste man Orte finden, an denen diese Originalsoftware noch vorhanden ist und sie erst noch nach Pratteln transportieren. Das ist eine ganz andere Liga, als sich kurz mal eine Software aus dem Internet herunterzuladen. (Lochartenstapel als Bild - in Vorbereitung)
Zudem gab es Programme, die heute als Lochkartenstapel schlicht nicht mehr vorhanden sind. Und noch wichtiger: Wir würden gern auch neue Programme erstellen, also solche, die noch nie auf Lochkartenstapel geschrieben wurden. Und so etwas wäre dann tatsächlich eine Weltneuheit.
Das können wir nun problemlos auf einem modernen PC machen, die Datei dann über ein Interface in den IBM 031 laden. Und dieser übernimmt schliesslich die mühselige mechanische Arbeit für uns. Die einzige Arbeit im physikalischen Sinne ist dann, den Kartenstapel von einem Gerät zum anderen zu tragen und dort zu platzieren, so wie es früher die Damen getan haben, wie sie auf den alten Abbildungen von Computerzentren oder in Filmen aus jener Zeit zu sehen sind.
Von Alex stammen die folgenden Zeilen:
Für die technisch Interessierten hier noch ein paar Details: Die IBM Modell 03 eilt der Erfindung des Transistors um ca. 15 Jahre voraus. Dem entsprechend befinden sich keinerlei Halbleiter, darin sondern, nur ein Selen Gleichrichter und sehr sehr viele Relais. Immerhin ein grosser Fortschritt gegenüber dem Kristallgleichrichter, der damals noch z.B. in den sog. Detektorradios verwendet wurde.
Die Maschine wird gesteuert durch viele Magnetspulen, welche diverse Hebel bewegen. Wer sich mit Elektrotechnik etwas auskennt, der weiss, dass induktive Lasten insbesondere beim Ausschalten immer eine hohe Spannung erzeugen. Es "funkt", so sagt man und so sieht man es auch. Dies würde die Kontakte in den Relais extrem schnell verschleissen lassen.
Heute, in einer Welt mit Halbleitern, könnte man diese Spannungen sehr leicht mit Dioden ableiten und so die Kontakte schützen. Nur waren solche Bauteile in den 1930er Jahren nicht vorhanden. Daher musste IBM grosse Umwege gehen, über mehrstufige Taster und Kaskaden von Relais und R/C Gliedern. Die Maschine ist wahrlich eine gewaltige Ansammlung von Kontakten und Spulen.
Wir haben den gesamten Schaltkasten von 1930 ersetzt durch moderne Bauteile von der Grösse einer Streichholzschachtel. (Hier Fotos - i n Vorbereitung). Dabei weist die Platine, die unseren Locher nun fernsteuert, wahrscheinlich mehr Rechenleistung und Arbeitsspeicher auf als alle Computer von 1930 in der Welt zusammen hatten, aber das sei nur am Rande erwähnt.
Für unsere Anwendungen werden jetzt die Daten ganz zeitgemäss drahtlos über WLAN in ein Web Interface geladen. Mit einem Klick startet die Maschine.
Es war uns wichtig auch die ursprüngliche Funktionalität zu bewahren. Das bedeutet, man kann die Maschine nach wie vor über die Tastatur steuern und der gesamte Schaltkasten ist als solcher erhalten geblieben.
Hier eine kleine Demonstration eines Test Musters während der Entwicklungsphase: IBM 031 im Einsatz